18.10.2011

Rhein-Main-Zeitung "Von Hongkong zur Weinlese"

Von Ingeborg Toth

RHEINGAU. „Das ist die Schere. Die ist enorm scharf", so Christian Ress, der das wichtigste Werkzeug zur Weinlese per Hand in die Höhe hielt. Um ihn herum standen über 150 Rebstockpächter, die mit Kind und Kegel gekommen waren, um ein paar Stunden bei der Ernte mitzuhelfen. Die wissbegierigen Helfer waren aus ganz Deutschland angereist, einer kam sogar aus Hongkong.

Im Engelmannsberg, eine der renommierten Weinlagen des Rheingaus, waren die allerletzten Trauben dieses Sommers einzubringen. Jede vom Stock getrennte Weinrebe musste in die Hand genommen und die Beeren von Hand verlesen werden. Die guten Trauben in den hellen Eimer, die geschrumpelten in den dunklen. „Wir wollen aus den Trauben, ein Erstes Gewächs machen", so der Betriebsleiter des Weingutes Balthasar Ress, Dirk Würtz. „Da ist Sorgfalt geboten."

Die ehrenamtlichen Helfer arbeiteten mit Akribie. Lektion in Winzersprache und Rebschnitt: „Einjährig, auf Zweijährig, auf Mehrjährig." Die Erläuterung dazu: „Der Trieb, an dem die Traube hängt, ist dieses Jahr gewachsen, der wiederum wächst aus einem verholzten Trieb aus dem Jahr zuvor. Und der, der direkt aus dem Stock kommt, hat schon mehrere Jahre auf dem Buckel."

Der Jahrgang 2011 hat eine Menge Aufregung für die Winzer gebracht, so Stefan Ress, Präsident des Rheingauer Weinbauverbandes, der zusammen mit seiner Frau Catherine die Rebstockpächter den ganzen Tag über begleitet. „Wir sind durch ein Wechselbad der Gefühle gegangen." Die Weinstöcke „trieben sehr, sehr früh" aus. Um mehrere Wochen verfrüht." In der Nacht vom 14. zum 15. Mai gab es noch mal Frost. „Das ist ungewöhnlich spät." Christian Ress: „Die Minustemperaturen haben genau zu den befürchteten Schäden geführt. In manchen Regionen Deutschlands waren die dramatisch. In Franken, Rheinhessen und der Pfalz gab es Landstriche, die schwerstbetroffen waren. Im Rheingau sind wir relativ glimpflich davon gekommen. Ungefähr fünf Prozent der Fläche wurde vom Frost touchiert."

 Die Blüte fand früher statt als normalerweise. Das ganze Vegetationsjahr sozusagen „nach vorne gezogen". Im „durchwachsenen Sommer" gab es auch Unwetter, die in einigen Regionen verheerende Schäden angerichtet haben. Der Rheingau kam glimpflich weg. „Am 7. September haben wir mit der Lese angefangen. Das war der früheste Erntebeginn in der Geschichte des Weingutes Balthasar Ress."

 Schon in der zweiten Lesewoche regnete es viel, bei hohen Temperaturen, bei schwül-warmen Wetter. „Wärme und Nässe - das ist eine Kombination, die man während der Emte eigentlich nicht gebrauchen kann. In den Parzellen, die relativ feuchte Böden haben, gab es viel Fäulnis. Es musste sehr selektiv gearbeitet werden. Die faulen Beeren mussten raus, geholt werden, um die Trauben wider auf Grün zu stellen."

„Anfang Oktober waren wir kurz davor, diese Lese mit den Rebstockpächtern abzusagen, weil nicht klar war, ob es verantwortet werden kann, die Trauben noch zwei Wochen am Stock zu lassen." Dann kam ein „grandioses Hochdruckgebiet", das zum Glück der Winzer auch dem Rheingau bis zum vergangenen Wochenende erhalten blieb. „Von den Trauben, die Sie jetzt ernten, können Sie im nächsten Jahr einen wunderbaren Rheingauer Wein erwarten."

 Die fröhlichen Helfer um Spaßes willen machten jedenfalls einen guten Job: Der 2011er vom Engelmannsberg wird sicher ein ganz exzellenter Tropfen.


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