Dort wo der Rhein für knapp 30 Kilometer seine Richtung ändert und von Osten nach Westen fließt liegt nördlich des Flusses die Region Rheingau. Sie beginnt bereits in Hochheim oberhalb des Mains, der direkt am östlichen Knick in den Rhein mündet. Ab Wiesbaden öffnet sich das Rheintal weit und lässt an die Weinberge, die sich mit sanftem Gefälle vom schützenden und bewaldeten Kamm des Taunusausläufers in Richtung Süden zum Rhein hinunterziehen, viel intensives Sonnenlicht. Der hier breit ausladende Rhein sorgt als Wärmespeicher für ein stabiles, mildes Klima und dient vor allem in Richtung des unteren Rheingaus ab Rüdesheim als Reflexionsfläche. Dort werden die Hänge steil und schroffer, der Rhein wechselt wieder seine Richtung und fließt nach Norden, wo er sich deutlich verengt. Bis Lorchhausen ziehen sich in diesem Teil des Rheingaus die Weinberge hin. Insbesondere um Assmannshausen herum wechselt die vorherrschende Rebsorte von Riesling auf Pinot Noir. Die Böden sind besonders in den steilen Lagen des unteren Rheingaus von Quarzit und Tonschiefer geprägt. Im mittleren und oberen Rheingau findet sich Löss, Lehm, Sand, Kies und Mergel.
Der Rheingau ist eine der wichtigsten Weinkulturregionen der Welt. Die weit über tausend Jahre währende Weinbaugeschichte des Rheingaus ist heute noch anhand vieler Baudenkmäler erleb- und spürbar. Die perfekten Voraussetzungen um große Rieslinge und Pinot Noirs zu produzieren wurden bereits zu Zeiten Karls des Großen entdeckt und genutzt.
Der Rheingau ist eines der wenigen Weinanbaugebiete, die schon sehr früh erkannt haben, dass die Weinbergslagen das eigentliche Kapital sind und die Weinberge im Rheingau besonders hohes Potenzial für großartige Weine haben. Die in 2011 wiederentdeckte Rheingaukarte von 1867, die der F.A.Z Redakteur Dr. Daniel Deckers in der Hessischen Landesbibliothek in Wiesbaden bei seinen Recherchen gefunden hat, zeigt bereits die Klassifizierung von Weinbergen. Diese Karte ist die älteste Lagenklassifizierungskarte der Welt und löst damit die Mosel-Saar-Weinbaukarte für den Regierungsbezirk Trier von 1869 ab, die bislang als die Älteste galt.
Heute ist keine Weinbauregion der Welt so sehr von nur einer Rebsorte geprägt wie der Rheingau vom Riesling. 78 % der Ertragsfläche sind mit Riesling bestockt, auf 12 % wächst Pinot Noir. Knapp 3.100 Hektar Weinberge sind im Ertrag, 340 Hektar davon sind Steillagen. Damit ist der Rheingau eines der kleinsten Anbaugebiete Deutschlands. Der Weinbau ist bis heute fest in der Rheingauer Bevölkerung verankert. Hunderte von Familien im Rheingau besitzen nach wie vor mit Reben bestocktes Land. Die durchschnittliche Betriebsgröße ist sehr klein. Nur etwas mehr als 60 Betriebe haben mehr als 10 Hektar Rebfläche.
Für alle Eigentümergenerationen des Weinguts war und ist der Rheingau viel mehr als alle Zahlen und Fakten. Jeder der Eigentümer hat hier seine Kindheit verbracht, ist hier zur Schule gegangen, ist in der Region groß geworden, hat hier seine Freunde fürs Leben gefunden. Für die Familie war und ist dieser einzigartige Landstrich am Wasser seit über 150 Jahren Heimat, Zuhause und Lebensgrundlage zugleich.