19.07.2010

Aar-Bote "Tradition des Mittelalters"

ELTVILLE (IS).

"Wo reist man als Musiker schon an einem Nachmittag von Bühne zu Bühne und kann überall einen anderen Wein probieren?" Das fragte der Pianist Jan Luley das Publikum im Eltviller Weingut Langwerth von Simmern. Seine erwartungsfroh gestimmten Zuhörer fanden es ihrerseits klasse, dass sie ihren Platz nicht verlassen mussten und die "fahrenden Spielleut'" bei ihnen vorbei schauten. Ganz in der Tradition der Musikanten des Mittelalters, als Spielleute keinem weltlichen oder geistlichen Herrn untergeben waren.

Außer Jan Luley waren noch drei Ensembles unterwegs, die an diesem Programm des Rheingau Musik Festival mitwirkten. Sowohl Luley, virtuos am "Boogie-Blues-Swingpiano", als auch die Gruppen boten Jazz der verschiedensten Richtungen. Und dies an schönen Orten des Rheingaus, in malerischen Weingütern: Außer beim Freiherrn auch beim Baron Knyphausen in Erbach, im Weingut Balthasar Ress, in Kiedrich bei Robert Weil.

Wieder dabei: Frankfurt Swing All Stars, die allerdings ohne Bandleader Bernd K. Otto kamen. Kurzerhand ließ man Hans-Martin Schöning von Köln einfliegen. Der Banjo-Mann mit dem Spitznamen "Büli" begleitete die übrigen vier Solisten Wilson de Oliveira (Klarinette), Erich Schilling (Posaune) und Werner Lohr (Tuba). Freude am Spielen zeichnet die Dixieland-Band aus, die mit einer Polonaise durchs Publikum zog und die Zuhörer mit improvisierten musikalischen Gags überraschte. Mit ihren zeitlosen Arrangements großer Jazz-Klassiker sorgen sie dafür, dass ihre Zuhörer im Takt klatschten.

Das fast ausschließlich mit Saiteninstrumentalisten besetzte Jazz-Ensemble "Romeo Franz" hält die Erinnerung an das einst so berühmte "Quintette du Hot Club de France" um Django Reinhard wach. Das Publikum war so kundig, dass es die Mannen um Romeo Franz mit Vorschuss-Applaus begrüßte, als die auf die Bühne kamen: Joe Bawelino (Solojazz-Gitarre) und Unge Schmidt mit der Rhythmusgitarre fühlten sich gut aufgenommen. Statt Thomas Stützle, Mitgründer des Ensembles, trat Panscheli Lehmann an, dessen Name hauptsächlich für Gipsy-Musik steht. Das Ensemble bot so Ohrwürmer wie den Popsong "Puttin on the Ritz", 1929 von Irving Berlin geschrieben, oder den Hit "Those were the Days", der auf ein russisches Volkslied zurückgeht. Zwei Musikanten hatten ihren Nachwuchs mitgebracht: Routiniert wie die Väter musizierten Sunny Franz und Domani Lehmann. Das Publikum spendete begeistert Applaus.

Eine junge Truppe aus Bayern und dem Schwabenland setzten im Hof des Weinguts Langwerth von Simmern den Schlussakkord: Zydeco Annie & Cajun Trio. Die musikalische Weltenbummlerin Anja Baldauf hat sich in die Cajun- und Zydeco-Musik Louisianas verliebt. Sie kam als "Zydeco Annie" aus den USA zurück, um sich von ihrer Tango-Argentino-Band zu verabschieden. Der Blues der Plantagensklaven, der sich mit kreolischen Rhythmen aus der Karibik vermischt, hat es ihr angetan. Mit Jens Ohly am Kontrabass und Stefan Kain am Waschboard sorgte die Truppe für Südstaaten-Groove. Gitarrist Rolf Berger trug Ca-jun-Gesang bei. Das Quartett schaffte es, dass der ein oder andere zu Annies Akkordeon-Klängen tanzte. Diese Traditionsveranstaltung des Festivals war wieder rundum gelungen.

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