28.11.2012

Aus Keller und Weinberg

Die Ernte 2012 ist, bis auf den hoffentlich noch zu erntenden Eiswein, abgeschlossen. Es war eine Rekordernte, zumindest was den Zeitraum der Lese anbelangt. Noch nie in unserer 140-jährigen Geschichte haben wir so lange geerntet wie in diesem Jahr. Am 26. September haben wir angefangen und am 22. November haben wir aufgehört. Die letzten Trauben kamen aus dem Rüdesheimer Berg Rottland und sind eine Auslese. Wir haben unser "Blatt ausgereizt" und zwar in allerletzter Konsequenz. Wir haben tatsächlich den üblichen Parameter "Mostgewicht" weitestgehend ignoriert und uns nur noch von dem Geschmack und dem Zustand der Traube leiten lassen. So sehr, dass wir mitten in der Lese einfach einmal für vier Tage aufgehört haben, weil uns die zu erntenden Trauben noch nicht geschmeckt haben. Das war in diesem Jahr auch alles überhaupt kein Problem. Die Fäulnis blieb weitestgehend aus, die Mostgewichte waren lange nicht so hoch wie in den Vorjahren und das Wetter während der Ernte nahezu perfekt. Allerdings war die Beerenhaut sehr lange sehr dick und etwas bitter, sodass es einfach länger dauerte, bis die Trauben das von uns gewünschte Aroma bekamen. Unsere Erntemenge ist eher durchschnittlich. Wir hatten einen klassischen "neidischen Herbst". In einigen Weinbergen waren die Erträge erschreckend gering, in anderen sehr groß. "Neidisch" eben…

Kein Neid kommt bei den Qualitäten auf. Es war einfach nur ein Freude, die Trauben zu sehen. Kerngesund, voll ausgereift - nahezu perfekt. Stefan Ress, unser "Senior" wie wir ihn nennen, meinte gar, er könne sich seit 1990 nicht mehr an so schöne Trauben erinnern. Das will etwas heißen. Insbesondere dann, wenn man sich den Witterungsverlauf des Jahres betrachtet. Das Jahr 2012 begann ungewöhnlich mild, bis im Februar ein kurzer, aber wirklich knackig kalter, echter Winter kam. Der März war wiederum zu mild. Im April kam dann allerdings ein Kälteeinbruch. Der führte zum spätesten Austrieb der Reben in den letzten zehn Jahren. Ende April wurde es wieder warm, fast schon zu warm und der Mai brachte teilweise Rekordtemperaturen. Bis Ende Mai war es übrigens schon wieder trockener, als es im Durchschnitt sein sollte. Der Juni war zu kühl und zu nass, sodass sich die Blüte extrem lange zog. Insbesondere das feuchte Wetter machte uns in dieser Zeit in Sachen Pflanzenschutz schwer zu schaffen. Der Infektionsdruck war enorm hoch und wir hatten alle Hände voll zu tun, um der ganzen Sache gerecht zu werden. Eine so anspruchsvolle Pflanzenschutzsaison gab es noch nie. Ende Juli und über weite Teile des Augustes hatten wir dann hochsommerliche Temperaturen und damit auch beste Reifebedingungen für die Trauben, die bis zum Ende der Lese quasi gesund blieben. Ein fantastischer Umstand, der allerdings einen kleinen Wehmutstropfen mit sich bringt: es gibt keine edelsüßen Weine von uns in diesem Jahr. Wir haben bis in den November hinein keine wirklich guten edelfaulen Trauben finden können. Unsere Hoffnung auf einen edelsüßen 2012er ist somit der Eiswein. Hierfür haben wir fantastische Trauben in Folie eingepackt. Jetzt muss es nur noch kalt werden.

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