02.12.2011

Jahrgangsbericht / Erntebericht 2011

Es ist nicht wirklich neu, aber auch das Jahr 2011 war wieder einmal ein ganz besonderes und außergewöhnliches Jahr. Der Januar und der Februar waren ungewöhnlich mild, der März war ein richtiger Frühlingsmonat und der April fast schon sommerlich. Zählt man den warmen Mai noch dazu, dann hatten wir einen überdurchschnittlich warmen Frühling. Fast drei Grad wärmer als im langjährigen Schnitt. Ganz besonders auffällig war allerdings nicht die Temperatur, sondern die Trockenheit. 2011 war das trockenste Frühjahr seit über 120 Jahren. Nur 1893 war das Frühjahr trockener. Zum Zeitpunkt der Blüte im Mai hatten die Reben bereits drei Wochen Entwicklungsvorsprung. Der Wetterumschwung kam Ende Mai. Regen setzte ein, der Juni war extrem nass und der August wahrlich verregnet.



Ende Juli verzeichneten wir den frühesten Reifebeginn aller Zeiten. Diese frühe Reife, das anhaltend fast schon subtropische Wetter und eine wahrhafte Wespenplage sorgten für teilweise heftige, frühe Fäulnis in den Weinbergen. Dieser Umstand und eine „galoppierende“ Reife-Entwicklung der Trauben bescherten uns eine der frühesten Ernten in der Geschichte unseres Weingutes. Bereits am 7. September ernteten wir in Oestrich die ersten Trauben mit einem Mostgewicht von knapp 80 Grad Oechsle. Somit gehörten wir sicherlich zu den Allerersten, die im Rheingau mit der Lese begannen. Als es Mitte September so aussah, als ob der Jahrgang ähnlich kompliziert wie 2006 werden würde, kam der große Wetterumschwung. Ein Altweibersommer wie aus dem Bilderbuch. Die verbliebenen Fäulnisnester trockneten ein und wir waren in der Lage, bis weit in den Oktober hinein ganz fantastische Qualitäten zu ernten. Nach knapp acht Wochen konnten wir die Ernte mit kerngesunden und voll ausgereiften Trauben aus dem Hattenheimer Nussbrunnen beenden. Damit war die Ernte 2011 nicht nur die früheste in unserer Geschichte, sondern auch eine der längsten. Wir waren tatsächlich die Letzten, die noch Trauben in den Weinbergen hängen hatten. Am Ende konnten wir im Nussbrunnen sogar noch eine kleine Fläche für einen potentiellen Eiswein vorbereiten.



In dem schwierigen Jahr 2010 war unsere Risikobereitschaft ja schon sehr hoch, 2011 sind wir noch einmal ein höheres Risiko eingegangen. Wir haben jeden Tag aufs Neue unsere Entscheidungen getroffen, Pläne hinterfragt und stetig versucht, den optimalen Zeitpunkt der Ernte jedes einzelnen Weinberges zu definieren. Wir haben uns endgültig von Oechslegraden und Reifemessungen verabschiedet und nur noch einen gültigen Parameter zugelassen: den Geschmack der Traube! Wir haben so konsequent selektioniert wie nie zuvor. Manche Weinberge wurden fünf Mal (!) ausgelesen, bevor die eigentliche Hauptlese stattfand. Das Ergebnis sind Jungweine und noch gärende Moste, die ein völlig neues Aromenspektrum aufweisen.



2011 ist ein wirklich guter Jahrgang. Ob er ein großer Jahrgang werden kann, wird die Zeit zeigen. Eines steht jedenfalls jetzt schon fest: Alle unsere Jungweine haben einen eindeutigen Charakter und spiegeln zweifelsfrei ihre Herkunft wider. Das ist es, was wir wollen!

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