Aus Keller und Weinberg Juni 2013 I

Während ich diese Zeilen schreibe, läuft das Wasser bereits in den Keller…

 

Hochwasser ist hier am Rhein nichts besonderes - das Hochwasser, dass gerade auf dem Weg zu uns ist, allerdings schon. Stündlich steigt der Pegel um drei Zentimeter. Teile der B42 sind bereits gesperrt - der Rest wohl auch bald, die Tankstelle in Hattenheim ist seit gestern Abend abgebaut, vom Sportplatz sieht man nur noch den oberen Teil der Tore und bei uns im Keller drückt das Wasser bereits rein. Das letzte Rekordhochwasser war hier im Jahr 1988 und mit einem ähnlichen Pegelstand wird gerade auch wieder gerechnet. Ich habe so etwas noch nie miterlebt und ganz ehrlich - das macht keinen Spaß. Im Gegenteil, das Ganze hat etwas extrem bedrohliches. Die Situation ist leicht surreal: Strahlender Sonnenschein, die Temperaturen steigen endlich, alles sieht toll aus und keine 100 Meter von mir lauert das Wasser.

 

Seit heute morgen sind wir hier alle Mann dabei den gesamten Betrieb für das Hochwasser sicher zu machen. Die Kellerei hier in Hattenheim steht etwas erhöht, die Einheimischen nennen das auch "die Insel". Der Name ist Programm. Beim letzten Hochwasser hat nur noch die Kellerei oben rausgeschaut. Auf dem Hof und in der Rheinallee konnte man mit dem Schlauchboot fahren. Ich hoffe, es kommt dieses Mal nicht so weit - aber ich bin skeptisch. Wir installieren überall Pumpen und Schläuche. C-Schläuche - großes Geschütz quasi.

 

Unser Weinberg am Rhein, ein Teil der Lage Schloß Reichartshausen, ist bereits komplett im Rhein versunken. Ich bin gespannt, ob die Reben das überleben. Gerade haben wir hier hunderte junge Pflanzen nachgepflanzt… Unser frisch renovierter Weinstand unten am Rhein steht auch bereits unter Wasser und wird wohl bis morgen Nachmittag so ziemlich versinken. Das ist alles nicht wirklich schön.

 

Ich bin nicht panisch, aber ich fühle mich auch nicht wirklich wohl. Das ist ein Gefühl, auf das ich gerne verzichten könnte. Es wirkt alles irgendwie schon sehr bedrohlich.