04.11.2012
Aus Weinberg und Keller
Ich kann nur Skat spielen und da reizt man sein Blatt eben aus.
Wie sind immer noch in der Ernte. Verrückt, aber es ist so. Leider haben sich die Wetterprognosen in den vergangenen Tagen stündlich verschlechtert und der Regen kam. Das war so gar nicht vorgesehen, macht jetzt aber auch nichts mehr. Die Trauben die jetzt noch hängen, die es soweit geschafft haben überstehen auch noch diesen Regen. Ich gebe es unumwunden zu, ein wenig mulmig war mir die letzten Tage schon. Ich habe zwar das allergrösste Vertrauen in unsere Träubchen, aber auf einmal wurde ein Sturm vorhergesagt. Zum Glück kann man sich auf keine Wettervorhersage verlassen… Der Sturm blieb aus, ansonsten wären wir dann doch jetzt mit der Ernte fertig.
Natürlich ist das, was wir hier gerade machen ein grosses Risiko. Das ist jedem von uns bewusst. Jeden Tag, mehrfach, diskutieren wir die weitere Vorgehensweise. Wir müssen noch knapp sechs Hektar ernten, dass ist nicht gerade wenig. Mit unserer Lesemannschaft schaffen wir ungefähr einen Hektar am Tag. Ergo haben wir noch sechs Tage zu lesen. Mit der Maschine wären wir wesentlich schneller und garantiert auch auf der sicheren Seite. Wir haben das diskutiert und uns für die Handlese entschieden. Nicht zuletzt auch aufgrund des Zustandes der Trauben und des Geschmacks der Moste. Ich kann mich nicht erinnern, jemals solche Moste probiert zu haben, wie das was da momentan in den Keller läuft. Eine solche Konzentration von Aromen, so reich, stoffig und präzise – es ist ein Traum! Ich bin so gespannt wie noch nie, was daraus wohl werden wird.
Das Ende der Lese 2012 ist also in Sicht und ich bin jetzt schon etwas wehmütig. Von mir aus könnte das noch wochenlang so weitergehen. Es ist einfach die schönste und aufregendste Zeit im Jahr!
Dirk Würtz