27.02.2008

Wiesbadener Kurier,-"Kulinarisches Werk geht ins Eingemachte"

HATTENHEIM
Mit dem"Kronenschlösschen Kochbuch"kommen Geheimnisse ausKüche und Keller ans Tageslicht. Erschienen ist ein geradezu sympathisches Werk -nah an der Praxis und fernvomüblichen Gastro-Pathos.

Von
Cornelia Diergardt

Kochbücher sind für Wilhelm Weil die "Bilderbücherfür Erwachsene". Dazu ein gutes Glas Wein und der Vorsitzende des Rheingauer Verbands Deutscher Prädikatsweingüter (VDP) "entspanntabends perfekt". Seit der gestrigen Präsentation, pünktlich vor dem Start des 12. "Rheingau Gourmet & Wein Festivals" am Donnerstagabend, ist nicht nur Weil um ein Werk in seiner kulinarischen Bibliothek reicher.

Frisch auf dem Büchermarktist nämlich das "Kronenschlösschen Kochbuch". Das216 Seiten starke Werk, das imFrankfurter B3 Verlag des Ehepaars Sybille Nolte und Norbert Rojan erscheint, hebt sich wohltuend von den Pseu-do-Biographien großer Koch-Stars ab, denen ohnehin ein erfahrener Journalist die Federabnahm. Das Werk für den vergleichbar günstigen Preis von 38 Euro bietet mehr als eine opulente Foto-Optik. So sind die appetitmachenden bunten Bilder nicht an Rezepten drapiert, die an geheimnisvolles Hexenwerk erinnern und für deren Zutaten der geneigte Hobbykoch eine abenteuerliche Safari durch Spezialitätenläden unternehmen muss.

Das "KronenschlösschenKochbuch" kommt frisch undunspektakulär daher und ist dafür um so reizvoller - undzwar sowohl für den Routinier als auch für Einsteiger. Das Buch folgt nämlich folgendem Gesetz und setzt damit neue Maßstäbe: Speisen (für die im "Kronenschlösschen" der Küchenchef und GeschäftsführerPatrik Kimpel verantwortlichist) und Wein (der Keller ist dasReich des Besitzers HansBurkhardt Ullrich) sind gleichberechtigte Partner. So verrätMaitre Kimpel beispielsweisesein Rezept zum gebeiztenBachsaibling und Ullrich schenkt mit einem Lorcher Kapellenberg Riesling Erstes Gewächs vom Lorcher WeingutGraf von Kanitz reinen Wein ein. Der Schlossherr, der früher als Rechtsanwalt tätig war und sein Faible für Kulinarikerst seit Mitte der 80er Jahre auslebte, gibt Tipps zum passenden flüssigen Partner beimgekräuterten Fisch, führt aber auch konkrete Alternativen auf. Ullrich verweist also nicht auf irgendeinen Grauburgunder, sondern speziell auf eineSpätlese, in diesem Fall vomWeingut Schloss Proschwitz inSachsen. Keller-Kniffs gibt's auch zuhauf. So reichen laut Ullrich als Zubehör ein solides Kellnermesser und schlichte Kristallgläser sowie am bestenzwei verschiedene Weine zum Gang, um dem Genuss auf die Spur zu kommen.

Sympathisch ist, dass selbstBasis-Rezepte wie Fonds, Nudelteig und Läuterzucker aufgeführt sind. Und witzig sinddie Porträtaufnahmen der Küchenbrigade, die der Frankfurter Fotograf Peter Schulte vorseiner Kamera locker machte.

Das"KronenschlösschenKochbuch" hat die ISBN-Nummer 978-3-938783-27-6.

Wo auch Adenauer nächtigte

Kapitel des"Kronenschlösschen Kochbuchs" ist der wechselvollen Geschichte des 1870 errichteten Anwesens gewidmet, das in denAnfängen ein Frankfurter Galerist für seine Künstler errichtete. 1880 erwarb der Gastwirt Balthasar Ress das Haus und eröffnete es als Hotel. Sohn Karl kaufte 1920 ein benachbartes Grundstück dazu und gründete dasgleichnamige Weingut. Bis zuseinem Tod 1966 leitete KarlRess Weingut und Hotel, wo Konrad Adenauer, TheodorHeuss und Carlo Schmidt wochenlang das Grundgesetz für die Bundesrepublik vorbereiteten. Erst 1977 fand nach Ablauf einer testamentarischen Verfügung die Trennung von Weingut und Hotel statt. Familienstamm Paul Ress und später sein Sohn Stefan übernahmen das Weingut, der Familienstamm Friede! Ress übernahm das Hotel.

Tragischerweise verstarb der einzige Sohn Friedel an Leukämie, so dass die Eheleute Ress den Hotelbetrieb 1980 an Gerd Schüler verkauften. Der Frankfurter Multi-Gastronom plante den Umbau des Hotels zum "Magic Castle". Realisiert wurde das Vorhaben nicht. Schüler stieß nach drei Jahren die Immobilie ab und verkaufte an das Ehepaar Worbs, die das Haus als Hotel "Zur Rebe" weiterführten. Ehepaar Worbs konnte das Anwesen nicht halten: Es wurde, nachdem die Baubehörde das Objekt aus Sicherheitsgründen stilllegen ließ, zwangsversteigert.

Innerhalt bon nur zwei Wochen entschloss sich 1990 Hans Burkhardt Ullrich, der bereits mit seiner ehemaligen Frau Irene Hufhagel die "Krone" in Assmanshausen sanierte, den maroden Komplex in Hattenheim zu kaufen.

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