25.08.2008
Wiesbadener Kurier - "Trocken" ist zu schmecken und zu lesen
Pressestimmen
RHEINGAU
Immer wenn das Erste Gewächs vorgestellt wird, ist Gerald Ottes aus Lorch dabei. Drei Weine aus seinem Betrieb haben diesmal das begehrte Prädikat erhalten, zudem steige die Absatzmenge, sagt er bei der Präsentation der Spitzenerzeugnisse im Schloss Vollrads. "Aus einst 500 Flaschen sind 4500 geworden." Neu ist aber, dass einer seiner Rieslinge nun auf dem Etikett als "trocken" gekennzeichnet ist. "Für die Trocken-Trinker. wird es dadurch einfacher", hofft Ottes.
Bisher war es den Erzeugern allerdings nicht möglich, den Zusatz auf die Etiketten zu schreiben. Dadurch habe es trotz "höchstem Lob aus Fachkreisen für das Erste Gewächs bisher keine höhere Absatzsteigerung gegeben, erklärte Pia Rosenkranz, die Vize-Präsidentin des Rheingauer Weinbauverbandes. Das fehlende Wort "trocken" sei im Wettbewerb mit den großen Gewächsen anderer Anbaugebiete ein Nachteil in der Vermarktung gewesen und für manche Kunden gar ein Ausschlussgrund. Durch die Änderung der Vorschriften sollten ebenso "Kom-munikationshürden" abgebaut werden. Dabei war schon bei der Geburt der Rheingauer Klassifikation klar, dass nur trockene und gehaltvolle Weine als Erste Gewächse vermarktet werden sollen.
Winzer Manfred Bickelmaier aus Oestrich schenkt in Vollrads seinen Riesling aus der Lage Lenchen noch einmal mit der alten Deklaration aus. Nächstes Jahr will aber auch er die Bezeichnung "trocken" verwenden. "Das wird bundes-weit so gehandhabt, bei den Kunden ist die Bezeichnung ein fester Begriff", sagt er und hofft auf verbesserte Markt-chancen.
Bei den Winzern wächst das Interesse am Ersten Gewächs. Wie Pia Rosenkranz erläuterte, erhielten 87 von 135 angestell-ten Weinen das Gütezeichen. Im Vergleich zu 2007 stieg die Zahl der so ausgezeichneten Rieslinge von 59 auf 81 und die der Spätburgunder von vier auf sechs.
Seit 2001 sei die Zahl der nach strengen Vorgaben erzeugten Spitzenweine pro Jahr von 30 auf 87 geklettert. Knapp 245 000 Liter kommen Anfang September mit dem begehrten Titel auf den Markt. Das sind wiederum rund 50000 Liter mehr als im Vorjahr, aber immer noch weniger als ein Prozent der Erntemenge des vergangenen Herbstes. Den 2007er beschrieb Rosenkranz als "hoch gelobten Jahrgang". der dank eines äußerst günstigen Vegetationsverlaufs qualitativ und quantitativ "alle Möglichkeiten eröffne". Die Marktlage bewertete sie generell als gut für die deutschen Winzer im internationalen Vergleich. "Wie die Zahlen belegen konzentriert sich der Verbraucher zunehmend mehr auf heimische Erzeugnisse", sagte sie. Riesling habe seit 2007 "die Führungsrolle mit 21,7 Prozent bestockter Rebfläche übernommen" in der Bundesrepublik. Spätburgunder befinde sich in einer Stabilisierungsphase, seit vier Jahren sei Zurückhaltung beim Anbau roter Sorten erkennbar.