15.09.2011

Rhein-Main-Zeitung "Guter Ertrag und ordentliche Qualität"

obo. RHEINGAU-TAUNUS-KREIS. So früh wie selten hat im Rheingau auf breiter Front die Weinlese begonnen. Ausschlaggebend dafür, auch die spät reifende Rebsorte Riesling schon jetzt einzubringen, waren die starken Regenfälle am vergangenen Sonntag, die bei den Winzern die Furcht verstärkt haben, dass die sich schnell ausbreitende Fäulnis in den Rebzeilen die sehr optimistischen Ernteerwartungen noch massiv beeinträchtigen könnte. Die Nervosität unter den Winzern habe stark zugenommen, sagt Weinbaupräsident Stefan Ress, denn nach zwei Jahrgängen in Folge mit unterdurchschnittlichen Erträgen seien die Tanks und Flaschenlager vieler Erzeuger leer. Auch das Weingut Ress hat jetzt mit der Ernte begonnen.

Das Eltviller Weinbauamt geht von einem Ertrag aus, der mit 80 bis 85 Hektolitern je Hektar leicht über der Menge einer durchschnittlichen Rheingauer Ernte von 78 Hektolitern läge. Ob sich diese Erwartung erfüllen, hängt auch vom Wetter in den nächsten zweieinhalb Wochen ab. Weinbauamtsleiter Andreas Booß geht davon aus, dass bis zum 3. Oktober gut 80 Prozent der 3100 Hektar Rebfläche abgeerntet sein werden.

Das ist deshalb möglich, weil viele Weingüter ihre Schlagkraft zur Weinlese in den vergangenen Jahren stark erhöht haben, beispielsweise durch den Kauf leistungsfähigerer oder zusätzlicher Weinpressen. Zudem werden auf rund 70 Prozent der Rebfläche inzwischen moderne Vollerntemaschinen eingesetzt. Eine Vielzahl von Unternehmern hält allein im Rheingau rund 30 Vollerntemaschinen auf Abruf bereit. Die aufwendige und kostspielige Handlese mit der Unterstützung meist osteuropäischer Helfer bleibt jenen Winzern vorbehalten, die einen hohen Anteil maschinell nicht zu bearbeitender Steillagen besitzen, und solchen Weinbauern, die in ausgewählten Lagen besonders hohe Qualitäten ernten wollen und die Mehrkosten über den höheren Flaschenpreis weitergeben können.

Booß erwartet für den Jahrgang 2011 trotz der Wetterkapriolen über die gesamte Vegetationszeit „gute Qualitäten". Eine Säuerung des Mostes oder der Jungweine, deren Notwendigkeit Ende August noch absehbar schien und die das Weinbauamt zur Erteilung einer Ausnahmegenehmigung für die Winzer bewogen hatte, wird Booß zufolge nach den jüngsten Reifemessungen an den 28 Referenzstandorten in den Weinbergen wohl doch nicht nötig sein. Die Ernte werde in den flachen Lagen in Rheinnähe beginnen. Das Weinbauamt appelliert an die Winzer aber eindringlich, die Wartezeiten nach der letzten Ausbringung von Pflanzen-Schutzmitteln vor der Lese einzuhalten. Verstöße seien nachweisbar und zögen Konsequenzen nach sich.

Mit dem langen Winter, Spätfrösten im Mai, dem trockensten Frühjahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen und den starken Niederschlägen im August war es nach Einschätzung von Booß ein Weinjahr der Extreme. Die Blüte habe drei Wochen früher als im langjährigen Mittel begonnen, und die „für die Beeren besonders sensible" Reifezeit immer noch zweieinhalb Wochen zeitiger als gewöhnlich. Selbst das Weinbauamt sei vom frühen Lesebeginn überrascht worden, sagt Booß.

Bis zum Samstag dürfte nach den allgemeinen Erwartungen intensiv geerntet werden. Dann soll nach Einschätzung der Meteorologen eine Kaltfront den kurzen Altweibersommer beenden und weitere Niederschläge bringen. Danach könnte sich wieder eine stabilere Wetterlage einstellen, die von den Winzern herbeigesehnt wird, um in den beiden letzten Septemberwoche das Gros der Ernte einzubringen.


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