01.12.2013

Aus Keller und Weinberg Dezember 2013

Nicht einmal ganze drei Wochen, wenn ich es genau nehme. Es war alles wirklich sehr außergewöhnlich. Weit mehr als 100 Liter Regen sind auf uns und die Trauben eingeprasselt. Bei 120 Litern habe ich aufgehört zu zählen, mir war das schlicht und ergreifend zu anstrengend! Warm war es dankenswerter Weise auch, so dass ich teilweise das Gefühl hatte, ich würde die Trauben zischen hören. Zischen beim Wegfaulen wohlgemerkt. Es hat sich allerdings relativ schnell herausgestellt, dass meine Angst, meine Neurosen und viele meiner Befürchtungen ziemlich unbegründet waren. Natürlich hat es gefault - überall - aber es war nicht so dramatisch, wie es hätte sein können. Wie es beispielsweise 2006 war. Im Gegenteil, selbst Moste aus Weinbergen mit starker Fäulnis schmeckten sehr gut. Intensiv, aromatisch und dicht. Natürlich singe ich hier jetzt kein Hohelied auf die Botrytis, nur weil sie in 2013 da war. Und natürlich rede ich mir das Ganze auch nicht schön. Aber abgerechnet wird am Schluss (der war für das Phrasenschwein) und die Prognose sieht gar nicht mal so schlecht aus. 2013 könnte etwas werden. Nicht überall, nicht immer und nicht zwingend - aber das Potenzial ist da.

Wer aufmerksam die diversen sozialen Kanäle im Netz während der Ernte mitverfolgt hat, der konnte sehen, dass die Ernte ziemlich geteilt verlief. Ich für meinen Teil kann nur über den Riesling reden und da gab es ganz sicher zwei Lager in 2013. Die einen, die relativ früh geerntet haben und die anderen, die dann doch ziemlich lange gewartet haben. Die Entscheidung über den Erntebeginn beim Riesling war nicht einfach, denn es war schnell klar, dass die Fäulnis kommt und wenn es fault, sinkt die Erntemenge. Die logische Konsequenz ist, besser gesagt kann sein, früh zu bergen, was zu bergen ist. Da spielt dann weder das Mostgewicht, noch die hohen Säuren oder gar das Aroma eine Rolle. Da geht es nur um eine möglichst sinnvolle Bestandssicherung. Das Ganze wird handwerklich einwandfrei verarbeitet und am Ende wird auch dieses Wein werden. Auf diese Art und Weise konnten sicherlich wirtschaftlich sinnvolle Erträge in den Weinbergen geerntet werden. Anreicherung und Doppelsalzentsäuerung verstehen sich hier von selbst. Das alles ist völlig in Ordnung und schlicht und ergreifend eine Frage der Philosophie und natürlich auch der Wirtschaftlichkeit.

Die "andere Fraktion" hat deutlich später geerntet, was zu erheblichen Ernteverlusten führte. Hier dürfte kaum jemand auf einen nennenswerten Ertrag über 50 Hektoliter pro Hektar gekommen sein. Das ist eine große wirtschaftliche Herausforderung, denn mit einer derartig geringen Menge lässt sich für den normalsterblichen Winzer kaum vernünftig rechnen. Man könnte sich glatt ein wenig bestraft vorkommen, würden die Moste und die ersten Jungweine nicht für diesen Weg entschädigen. Am Ende wird aber auch daraus einfach nur Wein. Die große Preisfrage, die sich in diesem Kontext stellt, ist: Schmeckt das hinterher überhaupt einer…? Ich weiß es nicht, aber ich hoffe es! Es macht überhaupt keinen Sinn, zumindest nicht für mich, die eine oder die andere Philosophie zu werten. Jeder macht das, was er für sinnvoll und für richtig hält. Und damit ist alles darüber gesagt, was zu sagen ist.

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