01.12.2013
Aus Keller und Weinberg Dezember 2013
Wer aufmerksam die diversen sozialen Kanäle im Netz während der Ernte mitverfolgt hat, der konnte sehen, dass die Ernte ziemlich geteilt verlief. Ich für meinen Teil kann nur über den Riesling reden und da gab es ganz sicher zwei Lager in 2013. Die einen, die relativ früh geerntet haben und die anderen, die dann doch ziemlich lange gewartet haben. Die Entscheidung über den Erntebeginn beim Riesling war nicht einfach, denn es war schnell klar, dass die Fäulnis kommt und wenn es fault, sinkt die Erntemenge. Die logische Konsequenz ist, besser gesagt kann sein, früh zu bergen, was zu bergen ist. Da spielt dann weder das Mostgewicht, noch die hohen Säuren oder gar das Aroma eine Rolle. Da geht es nur um eine möglichst sinnvolle Bestandssicherung. Das Ganze wird handwerklich einwandfrei verarbeitet und am Ende wird auch dieses Wein werden. Auf diese Art und Weise konnten sicherlich wirtschaftlich sinnvolle Erträge in den Weinbergen geerntet werden. Anreicherung und Doppelsalzentsäuerung verstehen sich hier von selbst. Das alles ist völlig in Ordnung und schlicht und ergreifend eine Frage der Philosophie und natürlich auch der Wirtschaftlichkeit.
Die "andere Fraktion" hat deutlich später geerntet, was zu erheblichen Ernteverlusten führte. Hier dürfte kaum jemand auf einen nennenswerten Ertrag über 50 Hektoliter pro Hektar gekommen sein. Das ist eine große wirtschaftliche Herausforderung, denn mit einer derartig geringen Menge lässt sich für den normalsterblichen Winzer kaum vernünftig rechnen. Man könnte sich glatt ein wenig bestraft vorkommen, würden die Moste und die ersten Jungweine nicht für diesen Weg entschädigen. Am Ende wird aber auch daraus einfach nur Wein. Die große Preisfrage, die sich in diesem Kontext stellt, ist: Schmeckt das hinterher überhaupt einer…? Ich weiß es nicht, aber ich hoffe es! Es macht überhaupt keinen Sinn, zumindest nicht für mich, die eine oder die andere Philosophie zu werten. Jeder macht das, was er für sinnvoll und für richtig hält. Und damit ist alles darüber gesagt, was zu sagen ist.